Hier wird ein Geldautomat beerdigt

Protest – Theaterleute aus Dornholzhausen machen in besonderer Weise auf das Dorfgeschehen aufmerksam.

„Wir beerdigen jetzt den Sparkassen-Geldautomaten.“ Unter diesem Motto stand eine außergewöhnliche Performance, mit der Mitglieder der Theatergruppe K.A.P. (Kultur, Aktionen, Projekte) aus Dornholzhausen Abschied vom Geldautomaten der Sparkasse Wetzlar in der Dorfstraße nahmen. Er stand am Donnerstag letztmalig den Kunden zur Verfügung. Die Filiale war bereits vor einigen Wochen geschlossen worden.

Die K.A.P.-Akteure um ihren Vorsitzenden Jörg Müller waren ganz in Schwarz – wie bei einer Beerdigung – gekleidet, gingen in einem Trauerzug einen kurzen Weg durchs Dorf, legten andächtig einen Kranz vor der Sparkasse nieder und verweilten dort würdevoll. „Diese Performance soll zum Nachdenken, zum Gespräch, zum Empören und zum Gestalten anregen. Und sie ist zugleich ein Kompliment für die Organisation der gelungenen 1200-Jahr-Feier“, erläutert Jörg Müller die Aktion. Als Verein, der die lokale Geschichte zum Thema in Theaterstücken aufgreife, wolle man hier die Aufmerksamkeit auf das Geschichtliche in der Gegenwart richten: Strukturen in Dörfern ändern sich. Die Versorgung der Bevölkerung sei durch Schließungen von Ladenlokalen gefährdet. In Dornholzhausen seien außer einer Metzgerei die Lebensmittel-Angebote verschwunden. „Was sagt dies über die Gesellschaft aus, wenn nicht die Mittel zum Leben, sondern Finanzdienstleistungen lokal am längsten angeboten werden?“, gab Müller zu bedenken. Weitere Fragen seien, ob nicht durch die freigewordenen Räume Neues entstehen könne und was es für eine gute Dorfstruktur brauche.

… Im Anschluss an die Performance, die von einigen Bürgern verfolgt wurde, gingen die Schauspieler – wie bei einer echten Beerdigung – in die örtliche Gaststätte.